Speedwells Erzählung

Eines regnerischen Tages, als die Kaninchen wieder mal eine Geschichte hören wollten, hatte Dandelion keine Lust eine zu erzählen und schlägt Speedwell als Erzähler vor, da dieser mindestens so viele Witze reißen würde wie Bluebell und er deswegen sicher auch gut eine Geschichte erzählen könnte.

Speedwell willigt ein, jedoch nur unter der Bedingung, dass niemand ihn unterbrechen würde – wer es doch wagt, der müsse hinaus in den Regen gehen. Als alle Kaninchen sich damit einverstanden erklären beginnt er.

 

Er erzählt vom letzten Sommer, der so drückend heiß war, dass er am Liebsten sein Fell abgelegt hätte. Er wollte sich also abkühlen und ging zum Eisenbaum – wie die Kaninchen den Hochspannungsmast nennen – auf dem Feld hinab. Dieser war über und über voll mit blauen Schmetterlingen und von denen überredete er die größten, ihn zur Farm hinüber zu fliegen.

Auf der Farm saß ein homba und fraß den ganzen Salat, also wollte er ihn einfangen und schnappte sich einen Eimer, der an einer Wäscheleine hing – doch in diesem hatten Stare ihre Nester und die Nestlinge piepsten vor Hunger. Speedwell versprach ihnen einen leckeren saftigen Fuchs und brachte den Eimer zu dem homba, da sprangen die Nestlinge heraus und jagten den homba davon. Speedwell behielt dafür den Eimer und spielte eine Weile mit ihm, in dem er ihn auf dem Boden hin und her rollte.

Plötzlich sah ihn ein lendri aus dem Eimer an und fragte ihn, was ihm eigentlich einfiele ihn so unsanft zu wecken, dann begann er Speedwell zu jagen. Schnell nahm dieser einen Kopf ab und ließ ihn die Straße runter rollen; der lendri hinterher.

Da kam Lucy Cane, die Tochter des Farmers, aus dem Haus und brachte Speedwell einen Teller mit Möhren, den er genußvoll verspeiste. Als er damit fertig war hörte er Lärm aus einem Straßengraben und als er nachsehen ging, entdeckte er eine Gruppe yonil die sich darum stritten, wer am stacheligsten sei. Das sei natürlich er, mischte sich Speedwell ein und daraufhin wurden die Igel so wütend, dass sie ihn die Straße runter jagten. Dort fand er seinen Kopf in einer Pfütze liegen – schnell setzte er ihn wieder auf und sah die yonil so grimmig an, dass sie es mit der Angst zu tun bekamen.

Als er sich von den ganzen Strapazen gerade etwas ausruhen konnte kam Kehaar mit drei Möwen angeflogen und sie fragten ihn nach Bigwig. Er antwortete darauf, dass Bigwig gerade versuchen würde auf einen Baum zu klettern um der Hitze zu entkommen – daraufhin umkreisten die Möwen ihn und wollten wissen, ob er denn auch die Wahrheit sagen würde. Speedwell erwiderte, dass er in seinem ganzen Leben noch nie die Wahrheit gesagt hätte und kletterte dann flink auf einen Salatbaum, wo er wartete, bis die Möwen weg waren. Zum Zeitvertreib aß er dort alle Salatblätter, die er finden konnte – und auch drei, die er nicht fand.

Als er schließlich wieder herunter kam ging er zu einem Fluss, an dem Rosen und Krokusse wuchsen. Er pflückte sich einen Krokus, setzte sich hinein und verwendete ihn als Boot. So trieb er also auf dem Fluss umher, bis ihm wieder einfiel, dass er ja eigentlich sein Fell kühlen wollte. Er schipperte also mit seinem Krokus ans Ufer, wo er ihn zurückließ. Auf der Wiese am Fluss grasten ein grünes und ein himmelblaues Pferd – das grüne bat er darum, ihn zur Kühlkammer zu tragen, und das himmelblaue tat ihm den Gefallen.

Als er sich endlich abgekühlt hatte und wieder aus der Kühlkammer kam, sah er den homba und den lendri die sich unterhielten – sie sagten Gemeinheiten über Speedwell und so packte er sie beide am Kragen und ließ ihre Köpfe zusammendonnern, dann machte er sich mit dem himmelblauen Pferd wieder auf zu seinem Krokus. Sie steigen beide ein und fuhren flussaufwärts zur Farm zurück, wo sie auf Lucy trafen. Zu dritt ritten sie dann zu einer Kaninchenkonferenz bei der Speedwell zum König aller Kaninchen und Lucy zu seiner Königin gekrönt wurde. Sie legten sich schließlich müde in einen Bau und er erzählte Lucy so lange Geschichten, bis sie eingeschlafen war. In der Nacht kamen dann der Besitzer des Pferdes und der Farmer um Lucy und das himmelblaue Pferd zu holen – ab jetzt sollten sich Speedwell und Lucy nur noch sehen wenn es regnete und dann regnete es Honig für sie und Salat für ihn.

 

Speedwell beendet seine Geschichte mit einem kleinen Gedicht und alle Kaninchen sind der Meinung, dass dies der größte Unsinn ist, den sie je gehört haben – doch weil keiner in den Regen hinaus gewollt hatte, hatten sie sich schwer zusammengerissen um ihn nicht zu unterbrechen.

 

Aus "Neues vom Watership Down"

Englischer Originaltitel: Speedwell's Story

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