Anreise & Tag 1

Anreise & Tag 1

 

30. Mai 2013 – Anreise und erste Eindrücke

Am Morgen des 30. Mais wurden mein Mann und ich von Dominik und seinem Vater abgeholt, der sich freundlicherweise bereiterklärt hatte uns drei zum Flughafen zu fahren. Unser Koffer, den wir uns zu dritt teilten, war schnell eingecheckt und unsere Tickets am Schalter abgeholt (gebucht hatten wir ja bereits Ende Januar). Danach checkten wir auch selber direkt ein, denn es gibt am Flughafen sowieso nicht sonderlich viel zu sehen und außer Rumsitzen kann man dort auch nicht viel tun. Leider stieß ich direkt beim Check-In auf ein Problem, das ich nicht bedacht hatte, weil ich schon lange nicht mehr geflogen war: man darf keine Flüssigkeiten im Handgepäck haben. Somit durfte ich mich einem Großteil meines Kulturbeutels entledigen. Dumm, dass ich daran nicht gedacht hatte und ich ärgerte mich tierisch darüber, aber es war leider nicht zu ändern. Somit checkte ich also ohne Duschgel, Shampoo, Creme und Co ein und schwor mir dabei, diesen Punkt nie wieder zu vergessen.

Unser Flug nach London startete pünktlich um 12:40 Uhr und nach einem angenehmen Flug von einer guten Stunde landeten wir um 13:25 Uhr (Ortszeit London) auf dem Flughafen Heathrow. Nach langem Suchen, nach einer guten Zugverbindung von London nach Newbury – beziehungsweise Kingsclere – in den Monaten der Planung, stießen wir auf einen Taxiservice der für uns drei deutlich billiger kam, als die öffentlichen Verkehrsmittel. Ein Zug fuhr nur bis nach Newbury und von dort aus ging es nur per Bus weiter, das alles wäre natürlich zeitaufwendig und kostspielig gewesen. Also hatte mein Mann in der Woche, bevor es nach England ging, besagten Taxiservice für uns drei gebucht und dieser brachte uns für deutlich weniger Geld direkt nach Kingsclere zu unserer Bleibe. Bereits während der Fahrt fiel uns die schöne Landschaft auf, die unserer hier zuhause recht ähnlich war. Interessant fand ich auch den Aspekt, dass man quasi aus London rausfährt und gleich auf dem Land ist – das gefielt mir persönlich sehr gut.

George & Horn (Bead&Breakfast)Wir checkten in dem urigen Bed&Breakfast (inklusive Pub) ein und besichtigten erst mal neugierig unsere Zimmer. Diese waren klein, nicht gerade sehr modern und leider auch nicht so 100% sauber, aber solange es ein sauberes bequemes Bett und eine ordentliche Dusche gab, konnte keiner von uns meckern – und immerhin waren diese Kriterien erfüllt. Auch das ganze Gebäude war, nach altertümlicher Manie, etwas krumm und schief. So senkte sich der Boden im Flur nach hinten deutlich ab und auch die Türrahmen und Türen waren nicht gerade im rechten Winkel zueinander. Ein klein wenig geschockt über die Tatsache, dass hier alles noch etwas „antik“ ist, freundeten wir uns aber dennoch mit unserer Bleibe an. Das Personal im B&B war freundlich, beantwortete uns gerne Fragen bezüglich Bus, Läden etc. und auch das Essen war dort nicht zu verschmähen!Ein Ortsschild in Kingsclere

Nach den ersten Eindrücken des B&B beschlossen wir noch auf Erkundungstour durch den 3000-Seelen-Ort Kingsclere zu machen – unsere Heimat für die kommenden dreieinhalb Tage. Dort begegneten uns ein kleines uriges Ziegelhäuschen am Nächsten, eine Poststation, drei Kirchen, drei kleinere Läden, ein Metzger, ein Frisör, ein Hotel, ein paar kleine Restaurants und eine Grundschule – für so einen kleinen Ort hatte Kingsclere eigentlich alles was man brauchte.

Nach dem anstrengenden Tag auf dem Flughafen und ein bisschen durch den Ort laufen waren wir ziemlich müde und ruhten uns bis zum Abendessen aus. Wir testeten die Kochkünste unserer Bleibe aus und waren einstimmige der Meinung, dass das Essen sehr gut war. Nebenher schmiedeten wir schon Pläne für die kommenden Tage, obwohl das meiste schon besprochen war – schlussendlich zogen wir uns in unsere Zimmer zurück und kuschelten uns in die Betten.

 

31. Mai 2013 – Sandleford, Enborne & Cowslips Gehege

Am Morgen des ersten Tages wurden wir leider schon etwas böse überrascht, da unser B&B an diesem Tag die Küche komplett geschlossen hatte – das bedeutete für uns natürlich, dass wir nichts frühstücken konnten. Zum Glück hatten hier die Läden aber auch alle schon recht früh auf, so dass wir uns in einem von ihnen mit Brötchen, Käse und anderen Sachen eindeckten, die wir dann den Tag über bei einem Picknick genießen konnten.

Schließlich machten wir uns zur nächsten Bushaltestelle auf und nahmen einen Bus nach Newbury, unserem ersten Anlaufziel das die Vorherrschaft über Sandleford Park hat. In Newbury stellte sich leider heraus, dass es nicht so leicht war auf die Feldwege zu gelangen, auf denen wir eigentlich laufen wollten und so waren wir erst mal gezwungen an der stark befahrenen Straße entlang zu laufen (zum Glück gab es aber einen Bürgersteig!) und diese dann auch noch zu überqueren. An Fußgängerampeln und allgemein leider auch an Fußwegen wurde in England sehr gespart, wie wir in den paar Tagen dort feststellen mussten – man ist oft gezwungen über eine dreispurige Straße zu hechten, auf der viele Autos fahren und meist auch noch mit 70 Meilen pro Stunde.

Irgendwann fanden wir dann ein Tor, das auf einen öffentlichen Feldweg führte über den man einmal quer durch Sandleford Park laufen kann. Links und rechts davon waren oft Zäune oder dichte Hecken, so dass man eigentlich keine Chance hatte groß wo anders zu laufen als auf eben diesem Feldweg. Mit dem Buch, dessen Karte und einer selbstgebastelten Karte von Google Maps schlugen wir uns also durch Sandleford Park – zum Glück war Dominik etwas moderner eingestellt als mein Mann und ich, denn so konnte er über sein Handy per GPS uns immer leiten, ganz ohne das wären wir wohl aufgeschmissen gewesen. In Sandleford Park war das aber leider nur von geringem Nutzen, da man auf keinen der Feldwege links oder rechts abbiegen durfte. Überall prangten Schilder mit Aufschriften wie„Private – no right of way! oder Keep out! - die Engländer verteidigen ihr Eigentum wirklich hartnäckig!Die Gegend in der vermutlich das Sandleford Gehege gelegen haben soll

Da wir bis dahin immer noch nichts gefrühstückt hatten setzten wir uns erst mal auf eine Ecke einer Wiese und packten unsere Sachen aus. Danach gingen wir weiter auf „Jagd“ und schossen auch ein paar Bilder von Sandleford Park. Weil uns auch sonst niemand dort begegnete setzten wir uns einfach über ein paar der Private-Schilder hinweg (wir sind dabei aber immer brav auf den Pfaden geblieben und nicht querfeldein über einen fremden Acker gestiefelt) und versuchten möglichst genau den Platz des Sandleford Geheges zu bestimmen – was gar nicht so leicht war. Wir hatten als Anhaltspunkte zwar noch ein paar alte Photos zur Hand, aber die waren knapp 40 Jahre alt und in der Zwischenzeit hatte sich nicht nur in der Natur einiges verändert.

Auf unserer weiteren Suche glaubten wir schließlich den Platz gefunden zu haben und entdeckten auf einem angrenzenden Acker sogar zwei Kaninchen. Plötzlich bog ein geländetaugliches Auto um die Ecke und kam auf uns zu – zuerst rutschte uns natürlich das Herz in die Hose, weil wir dachten jetzt käme ein Farmer der uns den Marsch bläst. Der ältere Herr in dem Auto stellte sich jedoch als Förster heraus, der auf dem Weg war einen Fuchs zu schießen und uns dabei entdeckt hatte. Er war sehr freundlich zu uns und erklärte uns, dass hier alles privat sei (die Hälfte auf der linken Seite des Pfades sei privat und die auf der rechten Seite sei die, die bald mit 2000 Häusern bebaut werden soll – der Grund für unsere Reise war ja, diesen Platz noch unberührt zu sehen) jedoch erklärte er uns im selben Atemzug auf welchem Pfad wir am Enborne entlangkommen würden und dann zurück auf den öffentlichen Fußweg. Er schien selber ein Fan von Richard Adams und seinem Buch zu sein, denn er freute sich offensichtlich sehr darüber, dass ein paar „Touries“ hier her kamen um sich die Landschaft anzusehen.

Schließlich verließ er uns wieder und wir folgten seinem Rat, den Pfad am Enborne entlang zu nehmen. Leider war es uns so nicht möglich den Enborne an der Stelle zu besichtigen, an der die Kaninchen ihn überquert hatten – das war die zweite Enttäuschung an diesem Tag, nachdem wir schon nicht das Sandleford Gehege eindeutig ausmachen konnten. Aber es war uns später an einer Brücke immerhin noch möglich den Fluss etwas besser zu photographieren, als mitten im Gebüsch von Sandleford Park.

Schlussendlich machten wir noch ein paar Photos der Gegend und gingen dann zurück auf die große Straße an der wir davor entlanggelaufen waren. Auf dieser mussten wir weiter Richtung Süden um unser nächstes Ziel anzupeilen.

Wir folgten der Straße bis zu eiDer Fluss Enbornenem Ort namens Newtown. Dort in der Nähe war die Kirche bei der die Kaninchen eine Nacht verbracht hatten. Um zu dieser Kirche zu kommen konnte man wieder nur eine schmale und stark befahrene Straße entlanggelaufen – das war uns dann doch etwas zu gefährlich, weil die Straße nicht besonders übersichtlich wirkte und wir verhindern wollten, dass uns noch jemand überfährt. So schlugen wir doch die Richtung zu Cowslips Gehege ein.

Auch hier stellte sich heraus, dass wir erst mal viel an Straßen entlanglaufen mussten, bevor es uns möglich war auf eine etwas ruhigere Straße abzubiegen. Weiterhin mussten wir auch wieder feststellen, dass einfach alles in England in Privathänden liegt und es keine Chance gibt einfach mal auf einem Feldweg querfeldein zu gehen. So war es uns leider nicht möglich Cowslips Gehege zu besuchen, da es mitten in einem Privatgelände liegt.Blumen im Sandleford Park

Wir gingen also die Straße einfach mal weiter, in der Hoffnung doch noch irgendeine öffentliche Abzweigung zu finden, die nicht von einem Tor und einem Private-Schild versperrt wurde. Leider wurde unsere Hoffnung nicht erhört und wir kamen auf der Straße schließlich in einen Ort namens Burghclere. Es war ein kleiner Ort und nach einigem Umherirren und überlegen, was wir denn nun eigentlich tun sollten, beschlossen wir uns auf den Heimweg zu machen. Also hieß es jetzt erst mal die ganze Straße, die wir eben gekommen waren wieder zurückzulaufen – und noch viel weiter, weil wir dann wieder nach Newtown und zu einer Bushaltestelle kommen konnten. Das hatte uns ein freundliches Ehepaar verraten, das gerade mit seinen Hunden spazieren war. Hier hatte sich erneut bestätigt, dass die Engländer sehr freundlich und hilfsbereit sind.

Beim Entlanglaufen dieser Straße bekam man sogar einen kurzen Blick auf Watership Down, wenn er auch recht weit weg war und halb von Gebüsch direkt vor uns verdeckt war. Dieser Blick war zumindest ein Ansporn für uns.

Ganz am Ende der Straße kam man über eine Brücke über den Enborne, an der wir doch noch ein paar Photos machen konnten. Dann ging es mit dem Bus zurück nach Kingsclere.

Müde und abgeschlagen gingen wir im George & Horn erst mal duschen und uns eine Runde ausruhen. Gegen Abend machten wir uns dann auf die Suche nach einer Essensquelle, weil beim George & Horn ja leider die Küche an diesem Tag kalt blieb. Wir fanden einen Italiener und schlugen uns dort den Bauch voll, danach ging es wieder zurück ins George & Horn und weil wir doch recht ausgepowert waren auch sofort auf unsere Zimmer. Wir genossen noch ein wenig das englische Fernsehen (jedes Zimmer hatte einen kleinen Fernseher) und schliefen dann ein.

 

Dieser erste Wandertag war eigentlich voll von Enttäuschungen, weil man eben kaum an einen der Schauplätze richtig hinkommt, aber wir erfreuten uns dennoch an allem was man so erhaschen konnte.

 

Weitere Bilder

Rinder auf einer Wiese um den Down herumSchlüsselblumen im Sandleford Park