Über das Kaninchen

Über das Kaninchen

Wildkaninchen auf dem Down

 

Als Kaninchen bezeichnet man mehrere Gattungen und Arten aus der Familie der Hasen (Leporidae). Die Kaninchen sind allerdings keinesystematische Gruppe, denn es werden neben dem Wild- und Hauskaninchen noch einige andere nicht nahe verwandte Arten als Kaninchen bezeichnet.

Der Begriff Kaninchen (ursprünglich Kanin) stammt vom mittelniederdeutschen kanin und ist so heute noch in der Pelzbranche geläufig (Kaninfell, Kaninmantel). Es kommt ursprünglich vom altfranzösischen conin aus dem lateinischen Wort cuniculus und ist letztlich vermutlich iberischen Ursprungs.

Das Land Spanien verdankt seinen Namen Kaninchen, da diese von Phöniziern auf ihren Seefahrten vorgefunden wurden. Diese erinnerten sie an Tiere ihrer Heimat, die – nicht verwandten – schaban (Schliefer); daher nannten sie das Land Ishapan, was die Römer in Hispania umwandelten.
 

Als Kaninchen werden bezeichnet:

- das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) sowie dessen Zuchtform, das Hauskaninchen

- das Ryukyu-Kaninchen (Pentalagus furnessi)

- die Rotkaninchen (Pronolagus) mit drei Arten

- die Streifenkaninchen (Nesolagus) mit zwei Arten

- das Vulkankaninchen (Romerolagus diazi)

- das Zwergkaninchen (Brachylagus idahoensis) – die im Tierhandel angebotenen Zwergkaninchen sind keine Vertreter dieser Art, sondern eine Variante der Hauskaninchen

- die Baumwollschwanzkaninchen (Sylvilagus) mit 14 Arten

- das Buschkaninchen (Poelagus marjorita)

- das Borstenkaninchen (Caprolagus hispidus).


Das Wildkaninchen

Das Wildkaninchen (Oryctolagus cuniculus) ist die einzige Art in der Gattung Oryctolagus innerhalb der Familie der Hasen (Leporidae). Es ist die Stammform aller bei uns bekannten Hauskaninchen. Kreuzungen zwischen Feldhasen und Wildkaninchen gibt es aufgrund ihrer unterschiedlichen Chromosomenzahl nicht.

Wildkaninchen haben ein graubraunes Fell. Im Nackenbereich ist es braun bis rostrot gefärbt. Im Gegensatz zum Feldhasen hat es relativ kurze Ohren (Löffel, 6-8 cm), ist deutlich zierlicher (1,3 bis 2,2 kg) und hat kürzere Hinterbeine. Die Kopfrumpflänge liegt zwischen 35 und 45 Zentimetern, der Schwanz (Blume) wird vier bis sieben Zentimeter lang.

Im Altertum war das Wildkaninchen fast ausschließlich auf die Iberische Halbinsel und Südfrankreich beschränkt. So leitet sich der Name „Spanien“ vom phönizischen „Land der Schliefer“ ab, weil die Phönizier die dort heimischen Kaninchen nicht kannten und sie mit dem Wort für die ihnen aus Afrika bekannten Schliefer bezeichneten. Bereits in der Antike wurde es in Italien und Nordwestafrika eingebürgert. Im Mittelalter wurde es nach Frankreich und auf die Britischen Inseln gebracht, in der frühen Neuzeit nach Deutschland sowie auf viele Inseln in allen Ozeanen. Heute lebt es in ganz Europa außer im mittleren und nördlichen Skandinavien. Auch auf Island fehlt es. Im 19. Jahrhundert wurden Kaninchen in Australien (1859) und Neuseeland ausgesetzt. Darüber hinaus wurden sie in Südafrika, Nord- und Südamerika eingebürgert.

Wildkaninchen leben gesellig in mehr oder weniger großen Kolonien. Sie legen unterirdische Baue am liebsten in sandigem, lockerem Boden an, weshalb auch von Menschen aufgeschüttete Erdwälle häufig als Grundlage für die Baue genutzt werden. Diese können bis zu drei Meter tief und 45 Meter lang sein. Kaninchen sind dämmerungsaktive Tiere, manchmal kann man sie allerdings beim Sonnenbaden am frühen Morgen beobachten. Bei Gefahr können Kaninchen laut pfeifen und klopfen mit den Hinterläufen auf die Erde, sie trommeln. Mit diesem Klopfen signalisieren sie ihren Artgenossen eine drohende Gefahr, die mit Flucht in den Bau reagieren.

Wildkaninchen sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern, Kräutern und Blättern ernähren. Gelegentlich verzehren sie auch Rinde und Zweige.

Weibliche Kaninchen haben keinen regelmäßigen Sexualzyklus. Saisonal und individuell kann der Zyklus stark variieren. Meist wechseln sich sieben bis zehn fruchtbare Tage mit ein bis zwei unfruchtbaren Tagen ab.

Zur Geburt legt das Weibchen einen eigenen Bau abseits vom Gemeinschaftsbau an, die sogenannte Setzröhre. Diese verschließt es mit Gras und Blättern und scharrt Erde darüber. Neugeborene sind nackt und blind und wiegen rund 40 bis 50 Gramm. Nach zehn Tagen öffnen sie die Augen, mit drei Wochen verlassen sie erstmals die Setzröhre und nach vier Wochen werden sie entwöhnt. Wenn sie auch schon früher geschlechtsreif werden, so pflanzen sich die meisten Tiere erstmals in ihrem zweiten Lebensjahr fort.

Die Lebenserwartung liegt bei maximal neun Jahren, viele Tiere sterben aber schon in ihrem ersten Lebensjahr beziehungsweise überleben den ersten Winter nicht. Sie fallen oft Wildtieren oder wildernden Katzen und Hunden zum Opfer oder verhungern.

Zu den natürlichen Feinden der Kaninchen zählen der Rotfuchs, Greifvögel, Eulen, Marder, Wiesel, Iltis und das Hermelin. Wo sie noch vorkommen, zählen auch Luchse und Wölfe dazu.

 

Unterschiede zum Hasen

- Hasen haben in der Regel längere Ohren und kräftigere Hinterbeine als Kaninchen.

- Kaninchen graben Erdbauten, während Hasen im freien Feld leben.

- Hasen sind in der Regel Einzelgänger, während manche Kaninchenarten, zum Beispiel das Wildkaninchen, gesellig leben.

- Neugeborene Kaninchen kommen nackt und blind zur Welt und sind Nesthocker, während neugeborene Hasen ein Fell und offene Augen haben und Nestflüchter sind.