Die schreckliche Heumahd

Nach dem langen Marsch über den Sumpf ruhten sich die Kaninchen erst mal bis zum nächsten Tag aus; El-ahrairah und Rabscuttle hatten am Abend noch die Gegend inspiziert und ein Farmhaus in gefährlicher Nähe entdeckt. Für El-ahrairah war klar, dass die Horde Kaninchen hier nicht bleiben konnte – die Menschen würden sie bemerken und erbarmungslos Jagd auf sie machen.

Burdock gefiel der Ort, der voller Gemüsegärten, Obstplantagen und hohen sicheren Wiesen strotzte, doch El-ahrairah riet ihm lieber an einen Waldrand im offenen Gelände zu ziehen, weit weg von den Menschen. Burdock hatte keine Erfahrung mit Menschen und so machten sich El-ahrairah, Rabscuttle, Burdock und Celandine zusammen auf, die Umgebung zu erkunden.

Sie fanden das gesamte Farmgelände gepflegt und sinnvoll aufgeteilt angelegt vor und Burdock war stets der Meinung, dass sie es hier gut haben würden – auch als ein Mann des Weges kam und ein flüchtendes Kaninchen bemerkte, war er noch der Meinung dass ihnen keine Gefahr drohte, weil sie doch schnell rennen und sich gut verstecken konnten.

 

Am Nachmittag, als El-ahrairah und Rabscuttle alleine waren, sagte Rabscuttle, dass sie lieber gehen sollten, bevor es hier richtig losgehen würde, doch El-ahrairah hatte noch Hoffnung sie zu überreden und wollte noch etwas bleiben.

 

Eines Abends, ein paar Tage später, ging El-ahrairah in den Garten um sich das Ausmaß der Verwüstung anzusehen; alle Salate waren heruntergefressen und auch sämtliches anderes Gemüse angeknabbert oder ungenießbar gemacht. El-ahrairah sprach zu zwei jungen Kaninchen, doch diese schienen sich nicht zu fürchten, weil selbst Celandine hier munter ein- und ausging.

El-ahrairah stieß überall mit seinen Warnungen auf taube Ohren und auch Burdock und Celandine mieden seine Gesellschaft schon fast, weil er ständig verkrampft darüber war, dass alle Kaninchen – bis auf er und Rabscuttle – hier ausgelassen lebten und die offensichtliche Gefahr nicht bemerkten.

 

Als El-ahrairah eines Tages noch zwei Kaninchen im Obstgarten entdeckte, wie sie dort die Rinden an den Bäumen abfraßen und zwei nahende Männer nicht bemerkten, ging er erneut zu Burdock. Er warnte ihn wieder, dass die Menschen das merken und sich irgendwann rächen würden; doch Burdock wurde nur wütend, beschimpfte El-ahrairah und herrschte ihn an in Frieden zu lassen.

 

Zwei Tage später tauchte plötzlich eine wohlgenährte und gepflegte schwarz-weiße Katze auf der Wiese auf, streunte umher, nahm aber keine Notiz von den Kaninchen. Celandine erzählte El-ahrairah und Rabscuttle von dem Plan die Katze töten zu wollen; selbiges hatte die Owsla seines Geheges vor längerem schon mal gemacht, damals noch unter der Führung eines anderen Hauptmannes, und er war sich sicher, dass er das auch könnte.

El-ahrairah riet ihm davon ab; wenn er die Katze – die sichtlich kein Interesse an ihnen gezeigt hatte – töten würde, dann würden die Menschen garantiert Rache üben wollen. Doch Celandine wollte nicht auf ihn hören und als die Katze ein paar Tage später wieder auftauchte griffen er und drei seiner Owsla sie an.

Der Kampf war lang und hart und die Katze wusste sich zu wehren, aber Celandine kratzte ihr den Bauch auf und verurteilte sie damit zum Tode.

 

Am Abend fand ein Farmmädchen die tote Katze – wie Rabscuttle sah – und trug sie weinend nach Hause. Rabscuttle, der auch den Kampf mit der Katze beobachtet hatte, fragte El-ahrairah ob sie denn nun endlich gehen würden, die Menschen würden sicher bald kommen. El-ahrairah erwiderte aber, dass er noch abwarten wolle und dass Rabscuttle ihm bescheid geben solle, sobald die Menschen anfangen sich anders als sonst zu verhalten.

 

Drei Tage später kamen Männer mit Stöcken, einem Gewehr und einem hrududu mit Mähwerk auf die Wiese – El-ahrairah und Rabscuttle versteckten sich schnell unter einem Dornenbusch am Rande des Sumpfes. Die Männer begannen in großen, immer kleiner werdenden, Kreisen die Wiese abzumähen und stocherten in dem abgemähten Gras herum. In der Mitte ließen sie einen Fleck mit Gras stehen, wohl wissend das alle Kaninchen sich immer weiter im hohen Gras versteckt hielten.

Das war für El-ahrairah und Rabscuttle der Moment zu flüchten. Sie rannten so schnell sie konnten ins offene Gelände und weg von den Menschen; sie wollten nicht sehen wie die anderen Kaninchen von den Menschen getötet wurden und schlugen ihren alten Heimweg wieder ein.

 

Von dem Gehege überlebte kein einziges der Kaninchen das Massaker der Heuernte...

 

Aus "Neues vom Watership Down"

Englischer Originaltitel: The Story of the Terrible Hay-Making

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