Die Geschichte von El-ahrairahs Prozess

Nachdem El-ahrairah und sein Gefolge die Sümpfe von Kelfazin verlassen hatten gingen sie auf die Wiesen von Fenlo und gruben dort ihre Löcher. Fürst Regenbogen wollte aber immer noch ein wachsames Auge auf den Prinz der tausend Feinde haben, deswegen nahm er eines Tages ein Kaninchen namens Hufsa mit zu ihm.

El-ahrairah und Rabscuttle hatten für sich ein schönes Loch ausgesucht in dem sie wohnen wollten, doch Fürst Regenbogen sagte er hätte die strenge Anweisung von Frith persönlich, dass die beiden sich kein Loch teilen dürften, weil sie sonst nur wieder zu viele Listen entwickelten. Daraufhin sagte er, dass Rabscuttle ans andere Ende des Geheges ziehen müsse und Hufsa bei El-ahrairah bleiben würde.

El-ahrairah ärgerte sich darüber, doch er lies es sich nicht anmerken und nahm Hufsa auf. Jedoch musste er feststellen, dass alle seine Pläne nun schief liefen. Einmal wollten er und sein Gefolge nachts in einem Kornfeld grüne Sprossen fressen, doch dann tauchte dort ein Mann mit Gewehr auf und sie entgingen nur knapp dem Tode. Ein anderes Mal hatte er ein Loch unter dem Zaun zu einem Rübengarten gekratzt und wollte in einer Nacht dort fressen gehen, als er feststellen musste, dass es mit Draht versperrt war. Da kam ihm der Gedanke, dass seine Pläne zu Leuten durchdrangen, die es nicht wissen sollten.

 

Er beschloss eines Tages Hufsa eine Falle zu stellen um herauszubekommen, ob er dahinter steckte. Er erzählte ihm bei einem Feldweg, dass dieser zu einer Scheune voll mit Rüben und anderen Leckereien führe und dass er und Rabscuttle vorhatten diese Scheune in der folgenden Nacht zu plündern. Jedoch hatte er nichts dergleichen vor und hütete sich irgendjemandem von seinem Gefolge von dem Weg und der Scheune zu erzählen.

 

Am nächsten Tag als er den Feldweg ablief fand er dort eine Schlinge ausgelegt – das machte ihn sehr böse. Er kam zu dem Schluss, dass Hufsa diese Informationen zu Fürst Regenbogen weitertrug und dieser die Farmer und Wildhüter in der Nähe informierte. Er grübelte den ganzen Tag darüber nach wie er Hufsa loswerden könnte; und er grübelte auch noch am darauf folgenden Tag, als Fürst Regenbogen in sein Gehege kam. Dieser lobte ihn für seinen scheinbar besseren Charakter und bedankte sich bei ihm dafür, dass er sich so gut um Hufsa kümmerte. Schließlich sagte er noch, dass er El-ahrairah jetzt vertraue und dass er einen Haufen Mohrrüben auf einem Feld anpflanzen wolle, da er ja nun keine Angst haben müsse, dass sie gestohlen werden.

El-ahrairah, Rabscuttle, Hufsa und ein paar andere Kaninchen gingen mit Fürst Regenbogen zu dem Feld hinüber und sie säten die Mohrrüben aus. El-ahrairah ärgerte sich darüber, denn er wusste, dass Fürst Regenbogen das nur tat, weil er dachte er hätte ihn endlich besiegt und zahm gemacht. An einem Beispiel gab Fürst Regenbogen zu verstehen, dass er ihn töten, oder verbannen würde, sollte er sich an den Mohrrüben vergreifen.

 

Zwei Monate nach der Aussaat gingen El-ahrairah und Rabscuttle in einer Nacht zum Feld um nach den Mohrrüben zu sehen, auf dem Rückweg versteckten sie sich in einer Böschung und El-ahrairah schwor seinem Freund, dass er Fürst Regenbogens Mohrrüben stehen und Hufsa loswerden würde. Dann machte er sich daran Schnecken zu sammeln.

 

Am nächsten Abend ging El-ahrairah hinaus und traf auf Yona, den Igel. Er fragte ihn, ob er gerne einen Haufen fetter Schnecken haben würde und als der Igel bejahte sagte El-ahrairah, dass er dafür singen müsse. Yona erwiderte, dass kein Igel singen könne, doch El-ahrairah sagte, er müsse es versuchen, wenn er die Schnecken haben wolle.

Zur gleichen Zeit war Rabscuttle im Wald bei Hawock dem Fasan. Er fragte ihn ob er schwimmen könne und auf die Antwort von Hawock, dass er sich wohl mit Mühe und Not eine Weile über Wasser halten könne, wenn er es müsse, bot ihm Rabscuttle einen Haufen Getreide an, wenn er dafür eine Weile am Rande des Teiches auf und ab schwimme.

 

Gegen fu Inlé schlenderte El-ahrairah hinunter in sein Loch und traf Hufsa beim Fressen an. Er zog ihn ins Vertrauen und sagte zu ihm, dass er es nicht mehr aushalten könne und jetzt sofort die Mohrrüben von Fürst Regenbogen stehen müsse. Hufsa wollte ihn überreden noch eine Nacht zu warten – das würde ihm die Zeit geben alles Fürst Regenbogen zu erzählen – doch El-ahrairah war fest entschlossen es jetzt sofort zu tun. Also machten sie sich zusammen auf und trafen an der Hecke auf Yona der überall in seinen Stacheln Heckenrosen stecken hatte und ganz fürchterlich grunze und quietschte. Auf Hufsas Frage, was er denn da treibe antwortete der Igel, dass er – wie alle Igel – den Mond ansingen müsse, damit Schnecken kommen.

El-ahrairah und Hufsa gingen weiter und trafen beim Teich auf Hawock, der darin herumplanschte und -kreischte. Auch ihn fragte Hufsa, was er denn da tun würde und ob er angeschossen worden sei, doch Hawock antwortete nur, dass er baden müsse, damit seine Schwanzfedern länger wachsen und sein Kopf so schön rot, weiß und grün bleiben würde.

Wieder gingen die beiden weiter und bei einem alten zugeschütteten Brunnen schlug El-ahrairah vor eine Pause zu machen. In diesem Moment kam aus dem Gras ein Geschöpf das zwar wie ein Kaninchen aussah, aber es hatte einen roten Schwanz und lange grüne Ohren und es hatte einen dieser weißen Stängel im Maul, den die Männer immer verbrennen (gemeint sind Zigaretten). Es war Rabscuttle der seinen Schwanz mit Desinfektionsmittel für Schafe auf einer Farm rotgefärbt hatte und mit Girlanden von Zaunrüben hatte er seine Ohren geschmückt.

El-ahrairah sprang auf, bereit davonzurennen, und fragte das Geschöpf wer es sei. Rabscuttle spuckte den weißen Stängel aus und sagte zu ihm, dass er ein Bote von Frith dem Herrn sei und dass dieser ihn am anderen Ende der Welt erwarten würde. Er dürfe keine zeit verlieren und mit diesen Worten sprang er in den alten Brunnen und verschwand in der Dunkelheit.

Schnell machten sie El-ahrairah und Hufsa auf und davon und gelangten alsbald an das Mohrrüben Feld von Fürst Regenbogen. Sie stahlen das Feld leer und versteckten die Mohrrüben in einem Loch in einer Böschung. Wieder zuhause angekommen blieben El-ahrairah und ein paar der Seinen den ganzen Tag unter der Erde, wohingegen Hufsa einmal fortging und nicht sagte wohin.

 

Am Abend kam Fürst Regenbogen zu El-ahrairah und sagte er sei nun verhaftet. El-ahrairah tat aber als wüsste er von nichts und fragte warum er denn verhaftet sei. Natürlich sei es wegen der gestohlenen Mohrrüben, gab ihm Fürst Regenbogen zur Antwort und er sagte noch, wenn El-ahrairah ihm jetzt zeigen würde, wo die Mohrrüben seien, dann würde er ihn nicht töten, sondern nur in den hohen Norden schicken. Doch wieder tat El-ahrairah unschuldig und so bekam er einen Prozess. Alle Tiere waren da; außer Rabscuttle, der den ganzen Tag damit verbracht hatte die Mohrrüben in ein anderes geheimes Loch zu bringen und sich nun verborgen hielt weil er seinen roten Schwanz nicht wieder weiß bekam.

Fürst Regenbogen gestand El-ahrairah eine Jury aus elil zu, die ihn verurteilen sollte. Es waren zwei Dachse, zwei Füchse, zwei Wiesel, eine Eule und eine Katze. Hufsa wurde als erster Zeuge gerufen und er erzählte El-ahrairah habe ihn gezwungen bei dieser Tat mitzumachen und er könne ihnen zeigen wo die Mohrrüben versteckt seien.

El-ahrairah bat darum den Zeugen befragen zu dürfen und sagte zu Hufsa, er solle ihm noch einmal genau zu erzählen, was denn in der Nacht geschehen sei, weil er sich nicht mehr erinnere. Hufsa erzählte von dem singenden Igel und als einer der Dachse darüber stutze beruhigte El-ahrairah den aufgebrachten Hufsa, er solle keine Dinge erzählen die er nicht so meine. Schließlich fuhr Hufsa fort und erzählte von dem planschenden Fasan. Ein Fuchs stutzte und wieder lenkte El-ahrairah ein. Er sagte zu den elil, dass er das Geschwafel von Hufsa nun seit zwei Monaten ertragen müsse und es wohl nur zu seinem eigenen Schaden gewesen wäre.

Hufsa fuhr fort und erzählte von dem seltsamen Geschöpf, dass der Bote von Frith gewesen sei. Daraufhin sagte keiner der elil mehr ein Wort; sie starrten Hufsa nur an und schüttelten die Köpfe. Ein Wiesel flüsterte den anderen zu, dass alle Kaninchen verrückt seien und das dieses das schlimmste von allen sei. El-ahrairah hatte gewusst, dass eine Jury aus Feinden einem Kaninchen nie wohlgesinnt sein würde und sie Hufsa für einen Trottel hielten.

Schließlich führte Hufsa Fürst Regenbogen zu dem Loch in dem die Mohrrüben sein sollten, fanden aber keine Einzige. El-ahrairah, der ja den ganzen Tag in seinem Loch unter Bewachung gestanden hatte, schien somit unschuldig.

Die Katze sagte, dass der Zeuge nicht bei Verstand – verrückt wie Nebel und Schnee – sei und dass El-ahrairah freizusprechen sei, da man ihm ja nichts beweisen könne. Die Jury stimmte dem zu. Fürst Regenbogen musste El-ahrairah frei lassen und er nahm Hufsa wieder mit.

 

El-ahrairah und sein Gefolge konnten also in Frieden weiter leben, sie bekamen nur eine Magenverstimmung von zu vielem Mohrrüben essen. Es dauerte lange bis Rabscuttles Schwanz wieder weiß war.

 

Aus "Watership Down" - Kapitel 22

Englischer Originaltitel: The Story of the Trial of El-ahrairah

Zurück zur Liste