Die Geschichte von El-ahrairah und dem Schwarzen Kaninchen von Inlé

König Darzin wollte sich für die Sache mit seinem Salat an El-ahrairah rächen, dieser wusste das und riet seinen Leuten zu äußerster Vorsicht.

 

Eines Spätnachmittags im Februar war Rabscuttle mit einigen anderen Kaninchen etwas außerhalb des Geheges unterwegs gewesen und als es Abend wurde, wurde es dunstig und neblig und sie fanden den Weg zurück nicht mehr. Sie hatten noch Schwierigkeiten mit einer Eule und Rabscuttle wurde von den anderen getrennt. Er lief genau in Wachtposten König Darzins hinein und wurde von ihnen gefangen genommen. Der König sah daraufhin seine Chance es El-ahrairah heimzuzahlen. Rabscuttle wurde in ein Gefängnisloch gesteckt und wurde jede Tag zur Arbeit herausgelassen. El-ahrairah schwor sich, dass er seinen Freund dort herausholen würde und das tat er auch. Er grub mit zwei Weibchen vier Tage lang einen Tunnel von sich bis zu dem Platz an dem Rabscuttle arbeiten musste und sie konnten zusammen ungesehen flüchten.

König Darzin wurde daraufhin böse und wollte nun gegen El-ahrairah in einen vernichtenden Krieg ziehen. Doch seine Soldaten hatten keine Chance gegen die Kaninchen. Sie waren es nicht gewohnt in den engen dunklen Gängen zu kämpfen und mussten alsbald aufgeben. Jedoch blieben sie und bewachten die Löcher, aber es waren einfach zu viele und sie konnten nicht alle bewachen. Die Kaninchen unten mussten hungern und El-ahrairah betete zu Frith: „Lord Frith! Ich würde alles tun um mein Volk zu retten! Ich würde mit einem Wiesel oder einem Fuchs feilschen – ja, sogar mit dem Schwarzen Kaninchen von Inlé!“

El-ahrairah dachte darüber nach was er gesagt hatte und kam auf den Gedanken, dass nur das Schwarze Kaninchen von Inlé die Macht hatte seine Feinde zu vernichten. Das Schwarze Kaninchen von Inlé verkörpert Furcht und immerwährende Dunkelheit. Es ist ein Kaninchen, aber es ist der kalte, schlechte Traum vor dem man sich heute und morgen nur schützen kann, wenn man den allmächtigen Frith darum anfleht. Das Schwarze Kaninchen kommt in der Nacht und ruft ein Kaninchen beim Namen, und dann muss das Kaninchen ihm folgen, wenn es auch sonst stark genug für alle Gefahren ist. Es geht mit ihm und hinterlässt keine Spur...

 

El-ahrairah saß in seinem Bau und dachte im Dämmerzustand – vor Hunger und Müdigkeit – darüber nach dem Schwarzen Kaninchen sein eigenes Leben gegen das seines Volkes anzubieten. Jedoch war das Schwarzen Kaninchen zu schlau und man konnte es nicht hintergehen. Er würde von dieser Reise nicht zurückkehren und brauchte deswegen jemanden der mit ihm ging und später sein Volk gegen König Darzin führte.

Er ging zu Rabscuttle und erzählte ihm von seinem Plan. Dann rief er seine Owsla zu sich und weihte sie ebenfalls in den Plan ein.

 

Später am Abend griffen die Kaninchen noch einmal die Soldaten von König Darzin an und kämpften tapfer, aber einige wurden getötet. Der Feind dachte sie wollten aus dem Gehege ausbrechen, aber das diente nur zur Ablenkung, damit niemand merkte dass El-ahrairah und Rabscuttle sich davon machten. Wie lang sie brauchten weiß niemand, aber der alte Feverfew erzählte immer: „Sie haben nicht lange gebraucht. Sie haben überhaupt keine Zeit gebraucht. Nein, sie hinkten und stolperten wie durch einen bösen Traum zu diesem schrecklichen Ort, zu dem sie unterwegs waren. Wo sie reisten, bedeuten Sonne und Mond nichts und Winter und Sommer noch weniger. Aber ihr werdet nie erfahren, wie weit El-ahrairah auf seiner Reise in die Dunkelheit ging. Ihr seht die Spitze eines großen Steines aus dem Boden herausragen. Wie weit ist es bis zur Mitte? Spaltet den Stein. Dann werdet ihr es wissen.“

Schließlich kamen sie an eine erhöhte Stelle an der kein Gras wuchs. Sie krabbelten hinauf und Dunst und eisiger Regen wirbelten um sie. Der Nebel wurde so dicht, dass sie nichts mehr sehen konnten und sie hielten an einer Klippe an die ein Dach über ihnen bildete. Sie bemerkten, dass dort die Öffnung zu einem Kaninchenbau war und das Schwarze Kaninchen sprach zu ihnen mit einer Stimme wie Wasser, das im Dunkeln an widerhallenden Stellen in Pfützen fällt.

„El-ahrairah, warum bist Du hierhergekommen?“

„Ich bin für mein Volk gekommen“, flüsterte dieser. Er konnte die Augen des Schwarzen Kaninchens in einem kalten Rot leuchten sehen.

Er bot dem Schwarzen Kaninchen sein Leben für die Sicherheit seines Volkes an, jedoch wollte das Schwarze Kaninchen darauf nicht eingehen. Es bot ihm an hier zu bleiben, zu schlafen und zu fressen, denn er sei ja sein Gast, jedoch wollte El-ahrairah von diesem Futter nichts fressen und so lehnte er dankend ab. Das Schwarze Kaninchen bot ihm daraufhin an Bob-Stones zu spielen und El-ahrairah willigte ein. Er sagte zu dem Schwarzen Kaninchen, dass es ihm doch vielleicht helfen würde, wenn er gewinnen würde. Das Schwarze Kaninchen willigte ein und verlangte bei einer Niederlage seinerseits, seinen Schwanz und seinen Schnurrbart.

El-ahrairah war ein guter Spieler, aber gegen das Schwarze Kaninchen von Inlé verließ hin der Mut und er musste seinen Einsatz an die Owsla des Schwarzen Kaninchens bezahlen. Inlé-rah bot ihm an hier zu schlafen und wenn es morgen wiederkommen würde, dann könnten sie reden, aber er dürfe auch gehen, wann immer er es wünscht. Die Owsla schnitt ihm den Schwanz ab und zupfte seine Barthaare aus und als er wieder zu sich kam war er mit Rabscuttle allein in einem Bau.

Rabscuttle schlug vor, dass sie gehen sollten, doch El-ahrairah beharrte darauf hier zu bleiben. Er hoffte, dass er vom Schwarzen Kaninchen doch noch bekommen würde, was er wollte. Er schickte Rabscuttle fort etwas Weidenkräuter und Waldrebe als Schwanz und Schnurrhaare für ihn zu beschaffen.

 

Am nächsten Tag kam Rabscuttle wieder und brachte auch einige Stücke Möhre mit die El-ahrairah fressen konnte. Sie staffierten ihn mit den mitgebrachten Dingen aus und gingen abends erneut zu Inlé-rah als wenn nichts gewesen wäre.

An diesem Abend bot das schwarze Kaninchen El-ahrairah an, dass er doch eine Geschichte hören, oder erzählen möge. Dieser nahm an und sagte erneut zu ihm, wenn er so gut erzählen könne wie es, dann würde es seinem Volk helfen. Inlé-rah nahm das an und verlangte im Gegenzug El-ahrairahs Ohren.

Inlé-rah erzählte eine Geschichte von Angst und Dunkelheit, dass El-ahrairah und Rabscuttle die herzen erstarrten, denn sie wussten, dass jedes Wort wahr war. El-ahrairah war davon so tief betroffen, dass er keinen Ton mehr herausbrachte und keine Geschichte erzählen konnte. Die Owsla von Inlé-rah versetzte ihn in tiefen Schlaf und schnitten ihm die Ohren ab.

Als er in dem Bau erwachte weinte Rabscuttle und flehte ihn darum an ihn nach Hause bringen zu dürfen, doch dieser erwiderte nur, dass er hinausgehen solle und ihm zwei Sauerampfer Blätter als Ohren besorgen sollte.

 

Nachdem sie etwas geschlafen hatten ging El-ahrairah hinaus in die Gänge des Geheges von Inlé-rah und fand in einer Grube zwei der schattenhaften Owsla sitzen die die grausamsten Krankheiten bewachten, wie Fieber, Räude und sogar die weiße Blindheit. Sie wollten ihn fortschicken, aber er raste auf sie zu und fiel in das nächste Loch wie ein Regentropfen. Sie hatten keine Macht ihn zu bewegen, außer der Furcht und so ließen sie ihn dort und gingen fort.

 

Als er sich sicher war, dass er lange genug in dem Loch gewesen sei um sich infiziert zu haben kam er wieder heraus und machte sich auf den Rückweg. Er wusste nicht wie lange die Krankheit brauchen würde um auszubrechen, oder wie schnell er sterben würde, aber er musste Rabscuttle – ohne ihm nahe zu kommen – sagen, dass er zu den anderen Kaninchen vorgehen sollte. Er musste ihnen sagen, dass sie die Löcher blockieren sollten und abwarten müssten bis König Darzins Armee besiegt war.

Er stolperte durch die Gänge und stieß auf Inlé-rah. Auf die Frage von ihm wohin er gehen wolle sagte er, dass er nach Hause wolle um den Feind zu vernichten. Jedoch belehrte ihn das Schwarze Kaninchen darüber wie die weiße Blindheit übertragen wird.

„Sie wird von den Flöhen in den Ohren der Kaninchen übertragen. Sie gehen von den Ohren eines kranken Kaninchens in die seiner Gefährten über.“

Er aber habe ja keine Ohren mehr und die Flöhe würden nicht in Sauerampfer Blätter kriechen. Er war also weder infiziert, noch konnte er die Krankheit übertragen.

El-ahrairah brach zusammen, denn alle Kraft und aller Mut hatten ihn verlassen. Das Schwarze Kaninchen schickte ihn heim. Es sagte er sei eine Plage für es und es würde sein Volk retten.

Im selben Augenblick wurden die Soldaten von König Darzin von Dunkelheit, Verwirrung und Schrecken überfallen. Die Felder schienen voller Kaninchen mit roten Augen zu sein, die sich heranpirschten und die Soldaten flohen vor Angst.

El-ahrairah und Rabscuttle verließen das Gehege von Inlé-rah und machten sich auf den Heimweg. Sie wussten nicht wohin sie gingen und da El-ahrairah vor Erschöpfung krank war machten sie ein paar Tage rast in einer kleinen Grube. Als er sich besser fühlte gingen sie weiter, aber ihre Sinne waren beeinträchtigt und sie konnten den Weg nicht finden.

 

Sie benötigten drei Monate um nach Hause zu gelangen und schlüpften heimlich in die Bauten hinab. Er sah, dass seine Leute gesund waren und das Gehege gewachsen war.

Sie fragten ein junges Pärchen nach dem Owsla-Hauptmann Loosestrife, jedoch kannten die beiden ihn nicht. Als El-ahrairah auf den Kampf gegen König Darzin zu sprechen kam, sagte der junge Rammler, dass er noch nicht mal geboren gewesen sei, als dieser Kampf vorüber war. Schließlich gingen sie weiter und El-ahrairah setzte sich alleine unter einen Nussstrauch. Da erschien Frith hinter ihm und fragte ihn, ob er böse sei. El-ahrairah verneinte und bekam dafür von Frith ein Paar neue Ohren, die mit Sternenlicht gefüllt waren und nachts ein wenig leuchteten...

 

Aus "Watership Down" - Kapitel 31

Englischer Originaltitel: The Story of El-ahrairah and the Black Rabbit of Inlé

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