Der Geruchssinn

Zu den Zeiten von El-ahrairah hatten die Kaninchen am Anfang keinen Geruchssinn, was ihnen das Überleben schwer machte – weder konnten sie gut Futter finden, noch konnten sie ihre Feinde riechen und sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Also machte sich El-ahrairah auf den Geruchssinn für sein Volk zu finden. Er traf nach einigem Suchen auf ein altes Kaninchen namens Heartsease, das ihm erst nach einigem Zögern verriet, dass die Ilips – grausame Monster aus dem Land der Finsternis – den Geruchssinn besitzen sollen. Da El-ahrairah jedoch nicht wusste wie er in dieses Land kommen sollte bat er Fürst Regenbogen um Rat. Dieser riet ihm von der Reise ab, doch El-ahrairah beharrte darauf da er diese Reise für sein Volk unternahm und so verriet ihm Fürst Regenbogen den Weg in das Land der Finsternis und schenkte ihm noch einen Astralkragen – dieser zeichnete ihn als jemanden aus, der mit Frith in Kontakt stand.

 

So machte sich El-ahrairah also weiter auf die Reise und als er endlich im Land der Finsternis angekommen war stellte er schnell fest, dass er hier ohne Hilfe nicht zurecht kommen würde. Zu seinem Glück traf er einen Glanbrin (eine Art Kaninchen aus dem Land der Finsternis), der ihm half und ihn in die Nähe der Ilips führte. Es dauerte zwei Tagesmärsche in totaler Dunkelheit, in der El-ahrairah ständig stolperte und sich verletzte, doch dann erreichten sie eine steinige Gegend. Der Glanbrin traute sich nicht weiter an die Ilips heran und so ließ er El-ahrairah alleine ziehen, versprach aber zwei Tage auf ihn zu warten. Also ging der Fürst der tausend Feinde alleine weiter und wanderte Stunden in der Dunkelheit umher. Er wurde schließlich von den Ilips aufgespürt und umringt – was er von ihnen fühlen und verstehen konnte ließ ihn schätzen, dass es wohl eine Art großer Katzen waren. Die Ilips entdeckten an El-ahrairah den Astralkragen, was sie etwas zurückweichen ließ, und als sie hörten, dass es ein Geschenk von Frith, bzw. Prinz Regenbogen war, waren sie dem Kaninchen wohler gesonnen.

Er durfte ihnen sein Anliegen vortragen, jedoch mussten sie ihm mit Bedauern mitteilen, dass sie den Geruchssinn schon seit Jahren nicht mehr hatten – sie hatten keine Verwendung für ihn gehabt und so hatten sie ihn dem König von Gestern geschenkt. Verzweifelt bat El-ahrairah die Ilips um eine Wegbeschreibung zu diesem König, doch sie sagten ihm gleich, dass der Weg für ihn viel zu weit und beschwerlich sei – jedoch bot sich einer der Ilips an, ihn zu tragen, weil diese Stecke für einen Ilip keine große Sache war. Dankend nahm El-ahrairah das Angebot an und bat noch um einen Abstecher bei dem wartenden Glanbrin. Mit „ilipischem“ Tempo ging es dann zu dritt weiter und der Ilip tat dem Glanbrin noch einen großen Gefallen – er vertrieb einen anderen Glanbrin-Rowdy, der sich Flairgold, das Weibchen des Glanbrin, im Kampf erobert hatte und so konnte der Glanbrin wieder in Frieden mit Flairgold leben.

 

Nachdem sich der Glanbrin und El-ahrairah verabschiedet hatten, ging es weiter bis zur Dämmerung – der Grenze des Landes der Finsternis. Dort verließ der Ilip El-ahrairah und zeigte ihm noch, wie er zum Hofe des Königs von Gestern kommen würde. Auf der Suche nach dem Hof traf El-ahrairah auf einen Potoroo (ein kaninchenähnliches Tier mit langem Schwanz) und dieser führte ihn zum König von Gestern.

Der König lud ihn zu einem Rundgang durch das Königreich ein und so lernte El-ahrairah einige ausgestorbene Tiere kennen, z.B. den Guadelupe-Goldspecht. Nach einem ausgedehnten Spaziergang unter dem Volk gingen sie zurück und El-ahrairah hatte die Chance dem König sein Anliegen vorzutragen. Der König musste den Fürst der tausend Feinde aber enttäuschen, da er den Geruchssinn dem König von Morgen geliehen hatte. Da der Weg bis dort hin jedoch sehr weit und beschwerlich sei, bot sich ein Kenai-Wolf an ihn zu tragen. El-ahrairah dankt ihm tausendfach und so bringt ihn der Wolf bis an die Grenze des Landes von Morgen; dort musste er ihn verlassen, weil er als ausgestorbenes Tier nicht aus dem Königreich von Gestern heraus kann.

 

El-ahrairah fragt sich also weiter durch, bis zum Hofe des Königs von Morgen, welchen er nach einigen Tagen erreicht. Da der König jeden Tag eine Audienz hält, in der die Tiere ihre Bitten vorbringen dürfen, sind entsprechend viele Tiere am Hof versammelt – El-ahrairah würde also ewig warten müssen. Da er aber nicht so viel Zeit hatte griff er zu einer List: er wälzte sich in einem Becken mit Quecksilber, welches nicht richtig an seinem Fell haften blieb, sondern sich in Tropfen an den Haarspitzen sammelte. So trat er schließlich vor den König von Morgen und durfte sofort sein Anliegen vortragen.

Der König von Morgen überlegte gut ob er eine solch große Macht – die eigentlich Frith vorenthalten war – überhaupt einem anderen Lebewesen geben durfte, doch El-ahrairah versprach dem König von Morgen, dass die Kaninchen die schlimmsten Feinde der Menschen werden würden, damit sie von jemandem für ihre Taten bestraft würden; und so gab der König von Morgen El-ahrairah und seinem Volk den Geruchssinn.

El-ahrairah war dem König unendlich dankbar und wurde von einem goldenen Adler nach Hause getragen; dort wurde er bereits von Rabscuttle und den anderen erwartet, die ihn bejubelten und für seine Leistung lobten.

 

Aus "Neues vom Watership Down"

Englischer Originaltitel: The Sense of Smell

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